Schweiss und Emotionen – Der Amateursport auf dem Weg in die digitale Zukunft
Digital, Business, Sports
Mit «Asport» gelingt der Swisscom ein Meilenstein in der Digitalisierung und Verbreitung von Emotionen und Leidenschaft im Schweizer Breitensport. Der SC Münchenbuchsee nimmt dabei eine Pionierrolle ein. The.Up.Life. mit einem exklusiven Einblick in eine Technologie, welche Breitensporterlebnisse in naher Zukunft multimedial erlebbar machen soll.
Der Breitensport verfügt über ungeahntes Digitalisierungspotenzial
Unser Land zählt über 19’000 Sportvereine in welchen knapp 2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer aktiv ihrer sportlichen Leidenschaft nachgehen. In Sachen Herzblut, Schweiss, Emotionen, Freude und Tränen sind sie dabei den Spitzensportlern unseres Landes mindestens ebenbürtig. Und doch fehlt dem Breitensport oftmals das nötige Schaufensterlicht, um diese Emotionen über die Dorf- und Quartiergrenzen hinauszutragen. Auch die Wochenendplanung in gutbürgerlichen Familien kann zur Herkulesaufgabe verkommen, wenn der 16-jährige Sohn sein Debüt in der Aktivmannschaft des lokalen Fussballclubs feiert und die zwei Jahre ältere Tochter gleichzeitig um den Einzug in die Aufstiegsspiele zur 1. Liga im Volleyballsport kämpft.
Dank einer mutigen Innovation der Swisscom könnte diese Art Konflikte bald der Vergangenheit angehören. Mit «Asport» wagt sich das Unternehmen an die Aufgabe, den Breitensport auf kostengünstige und dennoch qualitative Art und Weise digital erlebbar und somit jederzeit und von überall zugänglich zu machen. Dazu filmt eine intelligente Kamera das sportliche Geschehen in Echtzeit und automatisiert. Die hochaufgelösten Bilder sind via Stream live oder On Demand über eine Smart TV App auf Swisscom TV in der heimischen Stube oder auf dem Mobiltelefon verfügbar. Nach dem Spiel wird das System zudem automatisiert Highlight-Videosequenzen erstellen. So können die Emotionen nicht nur geteilt, sondern auch immer und immer wieder neu erlebt werden.
Es gilt für Vereine den Content zu kuratieren
Der Sportclub Münchenbuchsee ist einer der ersten Fussballvereine in der Schweiz, welcher die Technologie auf seinem Sportgelände installiert hat, die ihm eine ganz neuartige Art von Content-Erstellung ermöglicht. Der Verein verspricht sich nicht nur einen Boost in Sachen Popularität, sondern sieht die Vorteile insbesondere in den sich neu eröffnenden Möglichkeiten für das Erstellen von Kommunikationsinhalten. So können Spielsequenzen oder ganze Spiele neu ganz einfach und in hoher Qualität über die digitalen und sozialen Kanäle des Vereins geteilt werden, was auch Sponsoren ganz andere Möglichkeiten und Plattformen gibt. «Das Projekt versinnbildlicht die aktuelle Bewegung auf sämtlichen Ebenen des Vereins», betont Präsident Marc Luginbühl. Für ihn ist es entscheidend, dass gerade Vereine wie der SC Münchenbuchsee, welche auf die zumeist freiwillige Mitarbeit ihrer Mitglieder angewiesen sind, neue Möglichkeiten zur Mitarbeit bieten, welche auch für die jüngere Generation spannend sind. In Münchenbuchsee kümmert sich daher ein Team aus jungen Vereinsmitgliedern um die Themen Content-Creation und Distribution.
Die Zusammenarbeit des SC Münchenbuchsee mit Asport wurde dank der Initiative von «Up. Communications» ermöglicht. Dadurch eröffnen sich dem Content-Team des Vereins nun bisher ungeahnte Möglichkeiten. Der SC Münchenbuchsee wird das Asport System mit dem Start der Amateurliga-Saison 2020 / 2021 erstmalig einsetzen und die Erfahrungen laufend auswerten. Ziel ist es, rasch möglichst ein konkretes Konzept zu erarbeiten, um die Inhalte dann einerseits einem breiten Publikum zugänglich zu machen und andererseits für die sportlichen Zwecke des Vereins zu nutzen. Erfahrungen, welche der Swisscom helfen, das Produkt so weiterzuentwickeln, dass es sich zu einer festen Grösse im Schweizer Amateursport etabliert. UP. Magazine hat mit Stefan Schneider, Head of Asport von Swisscom, über die Idee, seine persönliche Vision, den Case SC Münchenbuchsee sowie das Potenzial im Schweizer Breitensport gesprochen.
Ein Visionär mit Leidenschaft
Stefan Schneider, Head of Asport bei Swisscom, lebt für seine Ideen. Dies wird spätestens deutlich, sobald man die Begeisterung in seinen Augen sieht, wenn er übers seine Projekte spricht. Der gebürtige Deutsche absolvierte während seiner Karriere Stationen bei verschiedenen renommierten Kommunikationsagenturen, unter anderem Leo Burnett. Dabei bewegte er sich immer an der Schnittstelle zwischen Produktdesign und Digitalisierung und gründete vor 10 Jahren in Zürich das Startup livebeats, eine Video-Community-Plattform für Musikschaffende und
User Generated Content. Sein Wirken beschreibt er als “Entrepreneur mit Leidenschaft für Innovation, Musik, Sport und Design – idealerweise auf dem digitalen Weg”. Mit Swisscom Asport scheint ihm der nächste grosse Wurf gelungen zu sein.
Stefan, wie ist die Idee entstanden, Amateursport-Fussballspiele und zukünftig auch Amateur-Skirennen auf den Bildschirm zu bringen?
In den neunziger Jahren war ich als DJ unterwegs und wurde immer mal wieder von einem internationalen Online-Radiosender für elektronische Musik eingeladen. Meine Sets wurden damals über einen Audio-Livestream veröffentlicht und die Echtzeitkommunikation mit Zuhörern lief über einen Chat. Das fand ich damals schon extrem spannend – wie deine Musik auf einmal weltweit und dann auch noch live zugänglich wurde. Und ich sagte mir: «Junge, das ist es, jetzt musst du abdrücken», denn «live» ist einfach nicht dasselbe wie eine Aufzeichnung.
Ein paar Jahre später gründete ich dann das Startup livebeats. livebeats war eine Video-Community-Plattform für Musikschaffende und eine massgeschneiderte Applikation für die weltweite Ausstrahlung ihrer Live-Performances. Zusätzlich produzierten wir auch Auftritte von international bekannten Künstlern, wie z.B. Milow, Guns N‘Roses, New Kids On The Block, Backstreet Boys oder Depeche Mode aus europäischen Konzerthallen wie der O2 Arena. Der Content wurde als Pay per view auf livebeats und Facebook angeboten, aber zum Beispiel auch live in Kinos ausgestrahlt.
2016 habe ich mein Startup verlassen und mich eingehender mit künstlicher Intelligenz und Objekterkennung im Bereich Video und mit den neuen Möglichkeiten und Geschäftsfeldern, die sich daraus ergeben, beschäftigt. Swisscom war in meiner Startup-Zeit ein Kunde von uns.
Bei einem Mittagessen mit Tom Rieder, dem damaligen Head of Domain Partnership & Live Experiences von Swisscom, erzählte ich von meiner Vision, Schweizer Sportanlagen mit Kameras auszustatten, die mit künstlicher Intelligenz Amateursport live übertragen und zudem Trainer bei der Spiel- und Trainingsanalyse unterstützen. So bin ich dann irgendwann bei Swisscom gelandet und hier gefühlt wieder Unternehmer in einem Unternehmen geworden, indem ich das Thema Konzern-intern unermüdlich vorantreibe.
Welches Potenzial siehst du für kleine und mittelgrosse Vereine mit Asport?
Der Schweizer Sport befindet sich seit Jahren in einer Phase der Stagnation. Eine wirkliche Professionalisierung und Weiterentwicklung finden nur dort statt, wo grosse Geldsummen fliessen, also an der absoluten Spitze. Ein entscheidender Grund für die fehlende Weiterentwicklung in der Breite ist der fehlende Zugang zu Technologie.
Dabei kann die Verfügbarkeit technologischer Produkte, wie sie Asport bietet, Anstoss für eine radikale Veränderung des Marktes sein. Gerade Vereine in den unteren Ligen können relativ kostengünstig zum eigenen Broadcaster werden und zukünftig ganz neue Content-Formate anbieten, etwa für Lokalzeitungen oder regionale TV-Sender.
Wohin soll die Reise für die Swisscom hinführen? Will man sich mittelfristig als Content Owner von Breitensportevents positionieren?
Auf welchem Kanal ein Akteur seinen Content anbieten möchte, ist dabei vollkommen ihm überlassen – er wird also selbst zum Content Owner. Was wir aber machen, ist dabei zu helfen, den Content über unsere Asport Smart TV App auch dort zu platzieren, wo sich die Profiligen sich vermarkten, nämlich auf den TV Bildschirmen in den Wohnzimmern zu Hause.
Allein Swisscom TV wird von über 1,5 Millionen Haushalten in der Schweiz genutzt. Meine persönliche Einschätzung ist, dass in einigen Jahren auch viele Pay-TV-Sender Interesse an User-generated Content haben werden und dabei meine ich nicht nur Schweizer Anbieter. Auch DAZN oder Sky müssen dieses Thema bespielen, um sich zukünftig im Markt behaupten zu können.
Das meint UP. Magazine
Dank Emotionen und Herzblut sind gerade Sportvereine mit „Dorfclub-Charakter“ ideale Content-Lieferanten. Es ist mehr Mut von den Verantwortlichen gefordert, diese Emotionen auf den digitalen Kanälen zu Verbreiten, findet UP. Magazine. Dies erfordert ein Umdenken bei der Budgetplanung und Kalkulation seitens der Vorstände und nicht zuletzt das Comittment der Mitglieder, sich als Teil einer Community zu verstehen. Vereine, welche diesen Kulturwandel erfolgreich meistern, können sich insbesondere gegenüber Sponsoren und Mitglieder ideal positionieren.